Bewahrung der Schöpfung — Calvin aus heutiger Sicht

Englisch Version

Im Rahmen der Partnerschaft der Lippischen Landeskirche mit den reformierten Landeskirche fand vom 27.30 August fand eine  Konsultion in Lage-Stapellage (Deutschlad) unter der Fragestellung: “What Do We Need Calvin For Today” – “Wofür brauchen wir Calvin heute” statt. Ich habe hier einen Beitrag  zum Thema Bewahrung der Schöpfung eingebracht. Diesen Beitrag dokumentiere ich hier:

Durch die Veränderung in den Lebensumständen haben die Menschen mit dem Beginn der industriellen Revolution immer mehr den Bezug zur Natur und damit zur Schöpfung verloren. Das eigene tägliche Erleben und auch das direkte Erleben der direkten Abhängigkeit von den natürlichen Zusammenhängen zwischen Natur und (städtischen) Leben wurde und wird immer weniger. Aber vor rund 40 Jahren wurden in unserer Gesellschaft – und auch in den Kirchen – Menschen stärker aktiv und setzen sich mit den Zusammenhängen auseinander. Naturschutz war nicht mehr länger nur der Biotopschutz, der den Umweltverbänden überlassen wurde, das Thema hielt Einzug in die Mitte der Kirche. Durch die direkte Betroffenheit der Gemeinden von den Umweltveränderungen und -kathastrophen begannen diese Gemeinden, Gruppen und Theologen sich neu mit der Rolle von Kirche im Zeitalter der Umweltkrisen auseinander zu setzen.Im Unterschied zu weltlichen Umweltgruppen spielt hier die theologische Reflektion und Begründung eine große Rolle.

Wenn wir uns der Bedeutung von Natur- und Umweltschutz in der Vergangenheit zuwenden wollen müssen wir uns 3 Aspekten annähern:

Woher kommen wir Menschen und die Natur?
Wie regeln wir den Umgang der Menschen mit der Natur untereinander?
Welche Art von Verantwortung tragen wir?

Diese Fragen stehen für mich auch bei meiner Calvin-Betrachtung zum Thema Schöpfung im Mittelpunkt.

Quellen bei Calvin

Für Calvin steht sowohl in seiner Institutio als auch in seinem Kommentar zur Bibel, bei der Auseinandersetzung mit der Schöpfung der Lob auf den Schöpfer im Mittelpunkt. Ich sehe hier aber keinen Anklang an einen falsch verstandenen Kreationismus, der den Mechanismus der Schöpfung beschreibt. Für Calvin ist die Beziehung des Schöpfers zu seiner Kreation eine Beziehung der Erkenntnis. Bei der Beschäftigung mit der Schöpfung durch Gottes Geschöpf, den Menschen, geht es um die Vermittlung einer Beziehung des Staunens und Lobens.

Diese Schöpfung ist uns gegeben zu vernünftigem Gebrauch. Hier wird für mich das nachhaltige Wirtschaften deutlich. Es darf nur soviel verbraucht werden, wie auch nachwächst – alles andere ist Raub(bau) und somit Sünde. Bebauen und Bewahren heißt das dann in der biblischen Sprache. Oder mit Calvin: „Wir sind zur Tätigkeit nicht zur trägen Untätigkeit bestimmt“ und „wir sollen uns den Jahresertrag aneignen und den Grundbesitz nicht selbst verfallen lassen“. (Kommentar zu Gen 2,15)

Dies drückt den verantwortlichen Umgang mit dem Anvertrautem aus, nicht nur mit  Privatbesitz, sondern auch mit öffentlichen Gütern.

Dies sah in biblischer Zeit sicher nicht anders aus als in der Reformation bzw. Renaissance und in der heutigen Zeit. Auch schon damals war die Endlichkeit der Schöpfung bekannt. Der Raubbau an den Wäldern hatte auch schon damals das Klima und die Umwelt im Mittelmeerraum und im vorderem Orient verändert.

Übertragung in das 21. Jahrhundert

In unserer Zeit haben wir eine hohe Verantwortung für unsere begrenzten natürlichen Ressourcen. Güter, die in der Vergangenheit als freie Güter (zum Beispiel: Boden, Wasser, Luft) betrachtet wurden, bekommen nun einen Wert, der zunehmend auch mit Geld zu bezahlen ist. Durch die Nutzung der ehemals freien Güter werden diese verschmutzt und knapper. Diese übermäßige Nutzung muss ausgeglichen werden. Wir haben uns zu fragen: Wie sollen solche freien Güter und Verschmutzungen bewertet werden? Für unterschiedliche Menschen haben sie einen unterschiedlichen Wert.

Menschen, die in Übereinstimmung mit der Natur und anderen, ehemals freien Güter leben und diese dabei nachhaltig nutzen, stehen in der Gefahr, durch andere Menschen ausgenutzt oder besser gesagt ausgebeutet zu werden. Hier ist der Umgang mit dem Regenwald im Amazonasgebiet oder Indonesien ein gutes Beispiel.

Nur ein konsequentes nachhaltiges Wirtschaften im Sinne der klassischen Definition von Nachhaltigkeit aus dem Kontext der Forst- und Landwirtschaft kann uns hier den Weg in die Zukunft gehen lassen.

Perspektiven für ein verantwortliches Handeln als Kirche

Unsere Kirche muss verantwortlich handeln, da dies ein Zeichen der Solidarität zwischen den Menschen und mit der ganzen Schöpfung ist.
Dies drückt sich in dem, vom Glauben geleiteten, Wirken in Gesellschaft und Ökumene aus.

Folgende Fragen können uns dabei unterstützen:
Welche Güter benötigen wir für unsere Arbeit als Kirche?
Wo können wir konkret agieren?
Wie können wir sparsam mit Energie und Rohstoffen umgehen?
Können wir bei unseren Reisen mit dem Auto Fahrgemeinschaften bilden oder mit der Eisenbahn fahren?
Können wir biologische und fair gehandelte Lebensmittel kaufen?

Dieses Reflektieren unseres Handelns sollten wir bewusst vornehmen. Hier kann uns die Zertifizierung nach EMAS (Eco Management and Audit Scheme; Projekt Grüner Hahn) eine gute Möglichkeit bieten.

Diese täglichen, bewussten Entscheidungen und das daraus resultierende Handeln notwendig, weil wir, als Kirche, auch an unserem Anspruch und Selbstbild des verantwortlichen Haushalters gemessen werden. Wir sind so ein potentielles Vorbild für andere Menschen in unserer Umgebung.

Neben dem konkretem Handeln haben wir als Christen und als Kirche ein politisches Mandat in unserer Gesellschaft.
Wir können und müssen unser Wort erheben, wenn wir einen verantwortungslosen Umgang mit der Schöpfung wahrnehmen.
Und das Wort von uns kleinen Kirchen hat Gewicht und wird im politisch, gesellschaftlichem Umfeld beobachtet und anerkannt. Ich erlebe dies immer wieder bei ökologischen Themen, bei denen kein Konsens in unserer Gesellschaft herrscht.

Hier sind wir nun aufgefordert den Weg unserer Politiker nach Kopenhagen zu einem neuem Klimaschutzabkommen kritisch zu begleiten.

Unser Glaubensleben kann uns die Kraft für solch ein Handeln bieten.
Ich nehme die Auseinandersetzung mit Schöpfung im geistlichen Leben vornehmlich zu Erntedank war. So zum Beispiel feiern wir dies als Lob- und Dankfest. In Württemberg gibt es im Hochsommer seit langer Zeit noch einen Erntebitttag. Dieser wird in Erinnerung an eine extreme Dürre gefeiert.

Um die Auseinandersetzung dieser Themen und verantwortlichen Umgang mit Schöpfung zu fördern, hat sich die ACK vor einigen Jahren entschlossen, die Schöpfungszeit auch in Deutschland zu unterstützen. Diese Festzeit im Kirchenjahr kommt aus der Ökumene. Sie beginnt mit dem Schöpfungstag der Orthodoxie am 1. September und endet mit unserem Erntedankfest.

Mit dieser Festzeit kann neben Akzenten zur Ökologie besonders die spirituelle Dimension der Schöpfung in unsere Kirche eingebracht werden. Ich möchte Sie darum einladen: Feiern Sie mit. Machen Sie sich gemeinsam mit Anderen auf den Weg zu einer Festzeit für und mit der Schöpfung.

Hintergrundmaterial

Auslegung zum Psalm 148 und zum Sonnengesang des Franz von Assissi

Umweltarbeit in der Kirche – Warum?
Gedanken zum Perspektivprozeß der Lippischen Landeskirche auf Basis der Grundaussagen von „Wege und Horizonte“ und den Ergebnissen der ökumenischen Visitation

Die Folien zum Vortrag: calvin_bewahrung_der_schoepfung

Quellen

Otto Schäfer/18.09.2008: Calvin und der Calvinismus – Impulse für Schöpfungsfrömmigkeit und Schöpfungsverantwortung heute
Lucas Vischer The Reformation heritage and the ecumenical movement
Lucas Vischer, 2008, Calvin zur Verantwortung für Gottes Schöpfung

German Version / Deutsche Version

“What Do We Need Calvin For Today” was the topic Lithuanian-Polish-German Consultation from the Lippische Landeskriche with their Partners August 27-30, 2009 in Lage-Stapelage, Germany Iwas asct to give a statemant:

Due to the change in living circumstances, the people lost with the beginning of the industrial revolution more and more the reference to nature and creation.Our own daily experience, and also the direct experience of dependence on the natural relationships between nature and urban life has been and will always be less. But about 40 years ago people in our community and also in churches became attentive and dealed with relations. Conservation was no longer only habitat protection, which was left to the environmental organizations. The topic was moving into the center of church. Because of direct involvement of congregations from environmental changes and crises communities, groups and theologians began to deal with the new role of the church in this age of environmental crisis. Compared with non-church environmental groups is the theological reflection and motivation a big issue.

When we want to understand the importance of conservation and environmentalism in the past, we have to do it from different aspects.

Where are we, the humans, and the nature come from?
How do we controle the relationship between the humans and the nature?
What kind of liability are we responsible for?

These questions are very important by reflecting Calvin and discussing creation.

Sources from Calvin

For Calvin is praising the creator most imporant when speaking about creation. He noticed this in his Institutio and his commentary on the Bible. I see no appeal of missunderstood creationism in his words which describes the mechanism of creation. By dealing with creation through its creature, the human, it is about facilitating a relationship of admiration and praising.

This creation is given to us for reasonable use. This means sustainable economies for us today. Using nature’s property is only allowed if it is able to regrow. Everything else is overexploitation and sin. Cultivating and preserving does this mean in biblical language, or as Calvin said, “we have to work not for lazy inaction” and “we should arm ourselves with the annual income and have not even the real estate collapse.” (Commentary on Gen. 2:15)

Responsible use of goods in trust expressed this, not only with private goods even with public’s too.

This was certainly not different in biblical times, in the time of Reformation and Renaissance, and especially not today. The finiteness of creation was known even in that time. The overexploitation of forests has changed the environment and climate in the Mediterranean area and the Middle East.

Transfer to the 21th century

In our time we have a great responsibility for our limited natural resources. Receive goods which were regarded as free goods in the past now has a value that is increasingly being evaluated with money (for example: soil, water, air).
Through the use of the formerly free goods they are contaminated and are becoming scarcer. Now here is the need to correct. But how such items are to be evaluated. They have a different value for different people.

People, who live in harmony with nature and other previously free goods, take a risk to get used and exploid. Here is the dealing with the rainforest in the Amazon or Indonesia a good example from today.

Only a consistent sustainable economy in the sense the classic definition of sustainability in the context of forestry and agriculture, can lead us the way in the future.

Prospects for a responsible action as a church

Our church has to act responsible, because it is a sign of solidarity between people and the whole creation.
This got expressed by the faith-following action in society and ecumensim.

We can and should be guided by this question:
What kind of goods do we need for our work as a Church?
Where do we can act tangible?
How do we can handle energy and natural resources sparingly?
Do we can travel by train or carpool?
Do we can buy fair traded and organic groceries?

We should reflect our habits. The certification by EMAS (Eco Management and Audit Scheme, project Gruener Hahn) is a good possibility for us.

Those daily conscious decisions and the following actions are necessary, because of the claim and self-image we get imposed and we impose on ourselves. For the people in our environment we are a potential role model.

Besides the concrete actions we as Christians and even as Church have a political mandat in our society. We can and we have to say what we think if we observe irresponsible contacts with creation. Especially the words of small churches are important and get perceived by the political social environment. I experience this again and again when it comes to ecological topics, which are discussed controversially and don’t reach a broad political consensus.

In this regard we are called to accompany our politicians critically on their way to a new climate change agreement in Copenhagen.

Our spiritual life will provide the power for what needs to be done. I discover the discussion of creation, especially in the time of the Harvest festival. In this time we celebrate praise and thanks. In Wurttemberg is a Erntebitttag in summer. This is celebrated in memory of an extreme drought.

To promote the discussion of topics related to responsible use of creation, few years ago the ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschlan) decided to support the creation time in Germany. This holiday season in the church year comes from the ecumenical movement. It begins with the Day of Creation in Orthodoxy on 1st September and ends with our harvest festival.

With this holiday season the spiritual dimension – besides of some ecological aspects – can play a part in our church. I would like to invite you, to join our celebrations on the way to a festive season for and with creation.

Backgroundmaterail (sorry only in german)

Auslegung zum Psalm 148 und zum Sonnengesang des Franz von Assissi

Umweltarbeit in der Kirche – Warum?
Gedanken zum Perspektivprozeß der Lippischen Landeskirche auf Basis der Grundaussagen von „Wege und Horizonte“ und den Ergebnissen der ökumenischen Visitation

The slides to the presentation: calvin_bewahrung_der_schoepfung_ppt

Sources

Otto Schäfer/18.09.2008: Calvin und der Calvinismus – Impulse für Schöpfungsfrömmigkeit und Schöpfungsverantwortung heute
Lucas Vischer The Reformation heritage and the ecumenical movement
Lucas Vischer, 2008, Calvin zur Verantwortung für Gottes Schöpfung